Solo für Oma Rosa

Veröffentlicht: Mittwoch, 02. März 2005 Geschrieben von Detlef Lang

USLAR. Ein Krankenhauszimmer, kühl und steril. Eine Dame sitzt auf einem Stuhl an einem leeren Krankenbett, kramt in ihrer Handtasche und holt ein Bündel Briefe heraus. Geschrieben hat sie der zehnjährige Oskar an Gott. Oskar hatte Leukämie und ist gestorben. Die Dame liest vor und verwandelt sich stimmlich wie mimisch in den kleinen Oskar.

So begann das Theaterstück Oskar und die Dame in Rosa, das das Theater Bielefeld am Freitagabend auf Einladung des Literatur- und Kunstkreises Uslar, des ambulanten Hospizdienstes Leine-Solling und der evangelischen St.-Johannis-Gemeinde Uslar im Forum des Gymnasiums aufführte. Grundlage für das Stück ist der gleichnamige Bestsellerroman des französischen Autors Eric-Emmanuel Schmitt.

Die Schauspielerin Therese Berger begeisterte die 170 Zuschauer mit ihrem Soloauftritt. Als die Dame in Rosa, einer ehrenamtliche Krankenbesucherin und von Oskar in seinen Briefen liebevoll Oma Rosa genannt, gelang ihr der Spagat, das ernste Thema Tod glaubwürdig mit humorvollen Momenten zu spicken. Eine Aufführung, die Betroffenheit auslöste und Mut machte.

"Ich enttäusche sie, sie fürchten sich vor mir und reden nicht mit mir", schreibt Oskar an Gott und meint damit seine Eltern und das Krankenhauspersonal, die angesichts des nahen Todes des Jungen verzweifeln und ihm nicht sagen können, dass er bald sterben muss. Aber Oskar weiß es längst, er hat gelauscht. Seine einzige Vertrauensperson ist die resolute Oma Rosa, die mit dem Kind Tacheles redet, ihm im Sterben begleitet und so auf dem schweren Weg hilft. Oma Rosa gibt Denkanstöße. Oskar ist in seinen Briefen einerseits naiv, kindlich und manchmal auch verbockt, andererseits schon so erwachsen und vernünftig, dass es einen berühren muss.

Therese Berger vollzieht den Rollenwechsel zwischen Oma Rosa und dem kleinen Oskar mit ihrem großen schauspielerischen Können. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Wahrheit im Leben wie im Sterben das höchste Gut ist. (ZNO)

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 02. März 2005

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