Reise in das Jahr 1006

Veröffentlicht: Mittwoch, 14. Juni 2006 Geschrieben von Detlef Lang

Preisträger des Literatur- und Kunstkreises Uslar lesen aus ihren Geschichten

Reise in das Jahr 1006

USLAR. Der Saal im alten Uslarer Rathaus, erbaut anno 1476, stimmte die Besucher am Samstag bestens auf die Preisverleihung des Literatur- und Kunstkreises Uslar ein. Doch die Schriftsteller entführten ihre Zuhörer noch weiter zurück in die Geschichte: "Historie rund um 1006" lautete das Thema des Literaturpreises zur Förderung junger Autoren.

"Es war ein schweres Thema", sagte der Vereinsvorsitzende Justus Pahlow. Denn die Autoren mussten in ihren Texten nachweisbare historische Fakten verarbeiten. Im Vergleich zu den vergangenen Wettbewerben gingen denn auch weniger Arbeiten ein. 51 Autoren hätten sich getraut und der "Jury richtig Freude gemacht", lobte Juryleiter Harald Wetzold die Qualität der Texte. "Die Autoren sollten nicht aus einem zeitlichen Abstand von 1000 Jahren schreiben, sondern die Zeit lebendig werden lassen."

Aberglaube und Hunger

Erfüllt hat die Erwartungen der Jury Ada De Winne aus Mönchengladbach, die für ihre Geschichte "Die Prophezeiung" den zweiten Preis in der Kategorie der Autoren bis 25 Jahre bekommen hat. Wegen ihrer Schwangerschaft konnte Ada De Winne nicht nach Uslar kommen und so las Justus Pahlow aus ihrer Geschichte über Hungersnot und Aberglaube. Der erste Preis ging an Lino Wirag, der in Hildesheim kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studiert und in seiner Geschichte von einem arabischen Poeten erzählt.

Den dritten Preis der Autoren bis 45 Jahre erhielt Timo Kölling aus Heidelberg für "Gründonnerstag 1043", ein Dialog zwischen Heinrich III und seiner späteren Frau Agnes. Stefan Waldtscheidt aus Durmesheim bei Karlsruhe ist freier Schriftsteller und entführte seine Zuhörer ins Jahr 1008 zum Papst, dem sein ärgster Feind eine Truhe mit einem Mädchen schenkt.

Wegen der "Stärke der Ausdruckskraft" vergab die Jury den ersten Preis an Prof. Dr. Christian Albrecht May. Der Anatomie-Professor aus Dresden schreibt Lyrik und Kurzgeschichten und verfasste für den Wettbewerb das Gedicht über "Geburt und Jugendzeit des Wanderarztes Alburecht", in dem auch der Name Uslar fällt.

Geschichten im Buch

Zuhörer und Literaturfreunde, die mehr wissen wollen, können die Geschichten und das Gedicht der Preisträger in einem Büchlein nachlesen. Die ersten 25 Exemplare waren am Samstag bereits nach wenigen Minuten ausverkauft. Über den Literaturkreis, der das Buch mit Unterstützung der Volksbank Solling als Hauptsponsor herausgebracht hat, sind Nachbestellungen möglich.

"Als Bereicherung für ganz Südniedersachsen" würdigte Bernd Franke als stellvertretender Bürgermeister von Uslar die Arbeit des Literatur- und Kunstkreises. Es sei beachtlich, wieviele Künstler der Verein bereits nach Uslar gebracht habe.

Mit mittelalterlichen Liedern und Melodien, gespielt mit alten Instrumenten, umrahmten die Hardegser Spielleute die Lesung. Die herbstliche Dekoration fertigte Sabine Plessmann an. (shx)

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 29. Oktober 2006

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