Solo über Geld und Macht

Veröffentlicht: Dienstag, 24. November 2015 Geschrieben von Detlef Lang

Ein-Personen-Stück "Bank, Banker, Bankrott" machte die Zuschauer nachdenklich

Solo über Geld und Macht
Bank, Banker, Bankrott: Hans-Jörg Frey spielt Philipp Kuster, der das anstrengende, dekadente Leben eines Schweizer Bankers lebt und dabei doch so bieder erscheint. Foto: Porath

USLAR. Ein ausschweifendes Leben mit Kaviar und Wodka führen, Kunden schamlos windige Anlagen verkaufen und immer den eigenen Vorteil im Blick. Dieser Schweizer Banker erfüllt alle gängigen Klischees. Im evangelischen Gemeindehaus verfolgten 45 Zuschauer den Auftritt von Hans- Jörg Frey in dem Ein-Personen- Stück "Bank, Banker, Bankrott".

So hat man sich das Leben eines Schweizer Bankberaters vorgestellt. Wodka-Orgien und Puff-Besuche, handgerollte Trüffel, Beta-Blocker und Amphetamine verhelfen ihm zu neuen Kunden und dabei, seinen Arbeitstag zu überstehen. Wenn der Banker Philipp Kuster, Schwyzerdütsch "Kuschter" gesprochen, von Tonnen Geld spricht, meint er damit nicht das Gewicht, sondern Summen. Eine Tonne Geld entspricht in der Sprache der Banker der Summe von einer Million. Wobei eine Million lange nicht ausreicht, um zu den Kunden zu gehören, um die sich Kuster bemüht.

Umschichten und Spekulieren

Frey gibt auf der kleinen Bühne alles, bewegt sich viel und spricht immer wieder sein Publikum an. Als Philipp Kuster erklärt er sehr ausführlich und realitätsgetreu, wie man allein durch Umschichten von Geld, das einem nicht einmal gehört, ein Vermögen machen kann. Selbst eine Fehlspekulation von 300 Millionen Euro und der Verlust des Jobs und der Ehefrau kann dem Banker nicht wirklich etwas anhaben. Dann macht er eben mit einer Millionen-Abfindung und Fräulein Gabriella erstmal ein halbes Jahr lang Urlaub in der Karibik.

Stück macht nachdenklich

Spätestens jetzt bleibt so manchem das Lachen im Hals stecken, zeigen doch die Schlagzeilen in "Bild" und Tagesschau immer wieder, dass dieses Stück nichts anderes als die Realität beschreibt, selbst wenn sie übertrieben dargestellt wird. Da muntert selbst eine Lehrstunde in Schwyzerauf. Die Atmosphäre bleibt nachdenklich.

Dass Hans-Jörg Frey, der nach 30 Jahren in Deutschland sehr gut Hochdeutsch spricht, mit seinem Bühnenprogramm in Uslar gelandet ist, verdanken die Veranstalter vom Literatur- und Kunstkreis Ralf Jasper. Der hat den Schauspieler, der unter anderem zehn Jahre am Thalia- Theater in Hamburg spielte, bei den Gandersheimer Domfestspielen hinter der Bühne getroffen und den Kontakt dazu genutzt, ihn einzuladen. Den Aufführungsort im Gemeindehaus stellte die evangelische Kirchengemeinde kostenlos zur Verfügung. (zyp)

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 24. November 2015

Zugriffe: 2995