Uslar fiel nicht drauf rein

Veröffentlicht: Dienstag, 14. August 2018 Geschrieben von Detlef Lang

Spaßbriefeschreiber Bornemann schlug vor Jahren Weihnachtsmann-Museum vor

Briefkopf ist wichtig: Winfried Bornemann alias der „Briefmacker“ hatte Briefköpfe und Originalbriefe mitgebracht. Denn „Hauptsache, es hört sich gut an und sieht schön aus.“ Foto: Gudrun Porath
Briefkopf ist wichtig: Winfried Bornemann alias der „Briefmacker“ hatte Briefköpfe und Originalbriefe mitgebracht. Denn „Hauptsache, es hört sich gut an und sieht schön aus.“ Foto: Gudrun Porath

USLAR. Ein Weihnachtsmann-Museum hier in der Stadt, auf so eine Idee muss man erst mal kommen. Gehabt hat sie Winfried Bornemann, der mit seinen Spaßbriefen und nicht ganz ernst gemeinten Aktionen staatliche Institutionen, Verbände und Prominente foppte. Im Gildesaal des Rathauses amüsierte er rund 60 Gäste.

Volker Fuchs stellte den als „Briefmacker“ bekannt gewordenen Bornemann vor und berichtete, dass dessen Beziehung zu Uslar bereits seit einigen Jahren währt. Als Fuchs noch für die Stadt arbeitete, hatte der Briefmacker per Post den Vorschlag gemacht, hier ein Weihnachtsmann-Museum zu eröffnen.

Wolfgang Schäfer fiel es auf

Anfangs habe man das durchaus ernst genommen, sagte Fuchs. Bis der ehemalige Museumschef Dr. Wolfgang Schäfer den Absender Winfried Bornemann als den „Briefmacker“ identifizierte, der seine Jux-Briefe bereits in Büchern veröffentlicht hatte. Also habe man ihm entsprechend lustig geantwortet, berichtete Fuchs.

Entstanden seien die Spaßbriefe aus einer Wette heraus, berichtet Bornemann. Er habe einen merkwürdig leicht erscheinenden Pfennig an die Deutsche Münzanstalt in Karlsruhe geschickt, mit der Bitte, diesen auf Echtheit zu überprüfen.

Gutachten über Münze

Was er kaum geglaubt hatte, passierte. Die Münzanstalt nahm sein Ansinnen ernst, leitete den Pfennig an die Bundesbank weiter und Bornemann erhielt die als echt eingestufte Münze mit komplettem Gutachten zurück. Dass Bornemanns Ideen immer per Brief an die Adressaten herangetragen, nicht ganz ernst gemeint sind, erkannten viele nicht. Die Sache mit der versprochenen Erbschaft der fiktiven Carola von Gaestern etwa, die nicht nur der verstorbene Entertainer Harald Juhnke ernst genommen hatte.

In der Bild-Zeitung sei sogar zu lesen gewesen, wie hoch das Erbe sei, berichtete Bornemann. Dabei habe er in seinen Briefen gar keine Summe genannt. König Hussein von Jordanien habe das Erbe zwar ausgeschlagen, aber ihm immerhin geantwortet.

Set für Freizeit-Chirurgen

Andere Ideen, wie zum Beispiel der Vorschlag, ein Chirurgie-Set für Freizeit-Chirurgen zu entwickeln, brachten ihm sogar eine Unterlassungserklärung ein. Der Präsident der Deutschen Chirurgischen Gesellschaft hatte die staatlichen Institutionen informiert, dass da womöglich jemand in der Gartenlaube Operationen vornehme, ohne dazu auch nur im geringsten ausgebildet und berechtigt zu sein. (zyp)

HINTERGRUND

Hintergrund

Bornemanns Erfolgsrezept

Sein Erfolgsrezept verriet der mittlerweile pensionierte Briefeschreiber Winfried Bornemann bei seiner Lesung in Uslar auch noch. Man müsse nur etwas Mühe in den Briefkopf und Absender stecken und bestimmt auftreten.

So habe er zum Beispiel den Anschein gegeben, in einem Schloss zu wohnen, dazu erfand er Institutionen wie das „Deutsche Leistungszentrum für Steuerhinterziehung“ und den „Freiwilligen Betreuungsdienst von Seemannsbräuten“, die durchaus ernst genommen wurden.

„Hauptsache, es hört sich gut an“, so seine Devise. Für Bornemann und die Gäste der vom Literatur- und Kunstkreis Uslar veranstalteten Lesung war der Abend ein Ausflug in die Vergangenheit. Denn heute, so gibt der Briefmacker gerne zu, wären solche Aktionen kaum mehr möglich, weil man vieles schnell im Internet überprüfen könne.

Also hat Bornemann im Jahr 2006 Schluss gemacht mit Briefeschreiben und erzählt nur noch davon. Sehr zur Freude seiner Zuhörer, die von seinen Ideen und den Reaktionen darauf immer noch fasziniert sind. (zyp)

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 14. August 2018

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