Witziger, bitterböser Blick auf die Welt
Kabarettist Holger Paetz mit „Liebes Klima, gute Besserung“ in Uslar
Uslar – Manchmal ist die Lage nicht zum Lachen. Oder wie Holger Paetz frei nach Ringelnatz meinte: „Lachen ist der Knopf zum Drehen, bevor einem der Kragen platzt.“ So oder so. Die knapp 50 Zuschauer, die zum Kabarettabend des Literatur- und Kunstkreises ins Uslarer Gemeindehaus gekommen waren, hatten viel zu lachen.
Mehr als zwei Stunden breitete der Kabarettist, der manchmal schneller redet als die Zuhörer folgen können, seine bitterbös-humorige Sicht der Welt aus. „Schön, dass Sie gekommen sind, an einem Donnerstag im November. Nach diesem Mittwoch, als wir mit einer kaputten Ampel ins Bett gegangen sind.“ Und nach der erneuten Wahl von Trump zum amerikanischen Präsidenten.
Doch um die politische Weltlage ging es am Donnerstag nicht. Gekommen war Holger Paetz, der sich schon seit Jahrzehnten dem Kabarett verschrieben und auch mit dessen Altmeister Dieter Hildebrandt Texte verfasst hat, mit dem Programm „Liebes Klima, gute Besserung“. Gnadenlos komisch hielt er den Finger in die Wunde und dem Publikum den Spiegel vor: Die Erde, das ist klar, braucht den Menschen nicht. Sie wird sich selbst heilen. Bloß keine Panik.
Früher waren die Temperaturen viel höher. Sonst hätte es die Dinosaurier nicht gegeben.
Auch allerlei Ideen, das CO2-Problem anzupacken, kommen auf den Tisch. Paetz zum Vorschlag, CO2 durch Basaltpulver aufzusaugen: Wenn wir zwei Mal im Jahr das Matterhorn zertrümmern, mahlen und ausstreuen, hilft das weiter.
Natürlich könnte auch jeder bei sich selbst anfangen. „Ich würde meinen Porsche Cayenne ja abschaffen“ beteuert Paetz. „Aber was tun, wenn ich keinen habe?“
Der Klimawandel sei nicht nur negativ, tröstet er: Wenn der Meeresspiegel einen Meter steigt, liegt Hamburg direkt an der Nordsee. Und: Wenn das Mittelmeer wärmer wird, ist es schon im März schön in der Toskana.
Die Wissenschaft hat es jedenfalls in der Gemengelage nicht leicht: „Der Wissenschaftler muss überzeugen, der skeptische Zweifler muss nur skeptisch zweifeln“, stellt Paetz trocken fest.
Nach und nach handelt er Themen wie Vegetarier contra Fleischliebhaber, Windkraft, Überbevölkerung, Bahnfahren und Klimakleber ab. Flugreisen sind mit Blick auf CO2-Emissionen auch schwierig oder? „Ich muss mich doch persönlich informieren und in der Südsee nachschauen, wie der Meeresspiegel gestiegen ist.“ Eine Ausrede gibt’s immer, weiß Paetz. Irgendwie ist selbst Greta (Thunberg) ein Problem. „Sie heizt das Klima auf, weil sie so viel Reibung erzeugt.“
Scheinbar lässig erzählt Paetz mit schwarzem Humor vom alltäglichen Selbstbetrug und endet wenig optimistisch: „Der Meteorit kommt nicht mehr. Er ist schon da. Es ist unsere Art zu leben.“
KORNELIA SCHMIDT-HAGEMEYER
Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 11. November 2024
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