Seine ruhigen Melodien fesseln
Das Publikum feiert Auftritt von Reinhold Beckmann und Band
Uslar – Das Veranstaltungsjahr des Literatur- und Kunstkreises erreichte einen Höhepunkt: Über 150 Zuschauer feierten im Forum des Gymnasiums den Auftritt von Reinhold Beckmann, einstiger Sportmoderator und Talkmaster, und seiner Band. Begleitet wurde er von Thomas Biller am Kontrabass und Johannes Wennrich an der Gitarre.
Reinhold Beckmann ist ein absoluter Profi und so präsentierte er sich souverän auf der Bühne, stets eine seiner Akustikgitarren im Griff. Von Anfang an hatte er das Publikum in seiner Hand. Ruhige Melodien mit Anklängen von Country und Soul begleiteten seine Geschichten – mal gesungen, mal erzählt.
Dazu gehört auch, er war schonmal da, in Uslar. Als Jugendlicher auf Fahrradtour, „mit Dreigang-Schaltung“, sagt der 58-Jährige stolz, angesichts der Hügel, die es zu überwinden galt.
Mit Songs wie „Ich bin der fünfte Beatle“ oder „Der Lack ist ab“ zieht er die Zuhörer in seinen Bann. Viele sind in Beckmanns Alter, teilen die Erinnerungen. Der 58-Jährige erzählt von seiner Jugendliebe Merle aus Brake, die dank eines Zwei-Mark-Stücks auf dem überhitzten Beifahrersitz seines VW-Käfers bis heute ein Konrad-Adenauer-Tattoo direkt am Rand der Bikini-Hose habe.
Neben eigenen spielt er Lieder anderer Künstler wie John Prines „Summers End“, das er mit „Komm nach Haus“ übersetzt hat. Die Stimmung ist familiär, als er ein Paar im Forum feiert, das bereits 57 Jahre zusammen ist. Bei „Bremen“ singt das Publikum den Refrain locker mit und folgt der Aufforderung des Sängers „Sitzen ist für´n Arsch“ nur zu gerne.
Humorvolle Momente fehlten nicht, etwa als er frisch Verliebte sucht und ein Paar im Forum abfeiert, das sich gemeldet hat, aber schon über 50 Jahre verheiratet ist. Auch die Information, dass Gitarrist Johannes Wennrich seine Gitarre vergessen hat und jetzt auf einer von Ralf Jasper geliehenen spielt, sorgt für Lacher.
Besonders ergreifend wird es, als Beckmann das Lied „Aenne und ihre Brüder singt“. Es erinnert an die vier im Zweiten Weltkrieg gefallenen Brüder seiner Mutter. In diesem Moment herrscht im Forum völlige Stille, und jeder scheint in seinen eigenen Gedanken zu versinken.
Seine Tour trägt den Titel „Haltbar bis Ende“. Bis zu diesem Ende ließ sich Beckmann bei diesem energiegeladenen Auftritt in Uslar Zeit. Über zwei Stunden stand er auf der Bühne, gab Zugaben und nahm sich auch in der Pause Zeit, Bücher zu signieren und mit dem Publikum zu sprechen. Am Schluss und nach zahlreichen Zugaben bedankte er sich herzlich bei allen Beteiligten, besonders beim Team des Literatur- und Kunstkreises. Ohne deren Engagement sähe der Uslarer Kulturkalender ziemlich leer aus. GUDRUN PORTATH
Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 01. Oktober 2024
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