Kröhnert kann auch Bohlen

Veröffentlicht: Dienstag, 21. Februar 2017 Geschrieben von Detlef Lang

Kabarettist und Parodist begeisterte im voll besetzten Uslarer Kulturbahnhof

Reiner Kröhnert bringt die Weltpolitik nach Uslar: Hier imitiert er Finanzminister Schäuble als den „Drachmen-Töter“. Foto: Porath
Reiner Kröhnert bringt die Weltpolitik nach Uslar: Hier imitiert er Finanzminister Schäuble als den „Drachmen-Töter“. Foto: Porath

USLAR. Was Reiner Kröhnert erzählt, ist nicht lustig. Aber sehr scharf beobachtet und weitergedacht, dazu in Sprache und Intellekt anspruchsvoll. Im voll besetzten Kulturbahnhof Uslar trifft der bekannte politische Kabarettist auf ein Publikum, das die Spitzen schnell erkennt und an den richtigen Stellen lacht.

Dass Kröhnert überhaupt hierher kommt, ist für Ralf Jasper vom Veranstalter Literatur- und Kunstkreis schon ein großer Erfolg. Schließlich gastiert der mit vielen Preisen ausgezeichnete Parodist und Meister des politischen Kabaretts sonst in weitaus größeren Städten und Sälen wie der Münchner Lach- und Schießgesellschaft.

Mitgebracht hat Kröhnert sein Programm „Mutti Reloaded“. Das dreht sich beileibe nicht nur um „Mutti“ Merkel, gut zu erkennen an der Stimme, der Art, wie Kröhnert die Mundwinkel nach unten zieht und natürlich die unvermeidbare Raute, die sie mit den Händen bildet.

Pofalla schleimt sich durch

Kröhnert schleimt sich als Ronald Pofalla durch Merkels Gedärme, bis dieser als Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn wieder das Licht der Welt erblickt und sich den eigenen Hintern mit einem Millionen- Gehalt vergoldet. Alt- Bundespräsident Gauck hält die Hände an die Beine und so tut es auch sein Parodist Kröhnert, wenn er dessen Rede über in aktuellen Konflikten gefallene deutsche Soldaten wiedergibt, unvermutet den Tonfall ändert und, diesen mit Hall verstärkt, bei Adolf Hitler landet.

Als Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit weist er darauf hin, dass Frieden Arbeit ist, als Finanzminister Schäuble, sehr schön das „sch“, wo eigentlich ein „s“ hingehört, geriert er sich als „Drachmen-Töter“. Die „Kurzhaar-Domina aus Sachsen“, Frauke Petry, ist noch zu unbedeutend, als das der Parodist sie es Wert erachtet, parodiert zu werden. Ihr Fett weg kriegt sie trotzdem. Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm und die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth sind beim ersten Ton zu erkennen, wenn Kröhnert ihr Lamento „Wie konnte das nur passieren? Wer hat das nur zu verantworten?“ immer wieder wiederholt.

Friedmann mit Becker

Zum politischen Kabarett gehört es ebenso, die Intellektuellen und weniger Intellektuellen aufs Korn zu nehmen. Kröhnert tut das, indem er dem Frankfurter TV-Philosophen Michel Friedmann in der fiktiven Sendung „Der Intellekt hat viele Gesichter“ Boris Becker oder Dieter Bohlen an die Seite stellt. Als letzterer bringt Reiner Kröhnert die Sache auf den Punkt und erntet dafür viel Applaus: „Das kleine Arschloch war gestern, dem großen Arschloch gehört die Zukunft.“ (zyp)

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 21. Februar 2017

Zugriffe: 3587