USLAR. Es war ein erfrischender Abend für den Geist und geschmackvoll für den Gaumen: Die literarische Weinprobe des Literatur- und Kunstkreises Uslar mit Glenn Walbaum aus Göttingen zum Auftakt des Jahresprogramms 2006.
Alle 77 Plätze an den Tischen im Saal des Hotels Menzhausen waren besetzt, freute sich Vorsitzender Justus Pahlow für seinen Verein - ein schöner Einstieg ins Jahresprogramm. Publikumsmagnet war freilich Glenn Walbaum, im Uslarer Land gut bekannt als trompetender Landwirt Heinrich Eickemeyer mit seinem Partner Peter Grand als Duo "Hier, höre zu"? Der gebürtige Wiener kann aber noch viel mehr. Er ist musikalischer Leiter des Deutschen Theaters in Göttingen und der Festspiele in Bad Hersfeld und hat das Kabaretthandwerk im Düsseldorfer Kom(m)ödchen gelernt.
In Uslar präsentierte er sich als Wienser Klavierhumorist. "Soweit die scharfe Zunge reicht" lautete der Titel der musikalisch-kabarettistischen Zeitreise vom Berliner Kabarett der 30er zum Wiener Cabaret der 50er Jahre, in der immer wieder die eigentümliche Entwicklung des Menschen im Mittelpunkt stand.
Zum Auftakt bot Walbaum sogar Lokalkolorit: Denn er war mit seinem Wagen wegen des Regenwetters vors Hotel gefahren, um seine technische Anlage schnell ins Trockene zu bringen und dabei mit den Ordnungshütern in Konflikt geraten. Walbaum nahm es mit Humor.
Sein Programm bot Kurzweil-Kabarett unter anderem mit Beiträgen von Kästner, Tucholsky und Kreisler. Walbaum gelingt es vor allem, sein Publikum mit ungemeiner Leichtigkeit und einer ausgeprägten Gestik zu begeistern wie beim Kreisler-Beitrag "Wie schön wäre Wien ohne Wiener". Es wäre ein Gewinn für den Fremdenverkehr und schnell mit einer feschen Angina, die ein Fremder importiert, zu erreichen, lauten zwei scharfzüngige Antworten aus dem viel belachten Lied. (FSD)
Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 23. Januar 2006