USLAR. Als Referenz zum Stadtjubiläum 1000 Jahre Uslar war die Lange Nacht der Poesie im Forum des Gymnasiums Uslar ein künstlerischer Leckerbissen. Für 90 Freunde der Kleinkunst gab es von der Compagnie Poesie unter der Moderation von Manfred Hausin, der dabei eigene tiefgründige wie lästerliche und respektlose Beiträge einstreute, eine Mischung aus Literatur, Musik, Satire, Kabarett, Varieté und Gesang, die das Publikum restlos in ihren Bann zog.
"So exzellente Beiträge müssten eigentlich Großkunst heißen", sagte eine Zuhörerin begeistert über die Veranstaltung, die der Literatur- und Kunstkreis zum Stadtjubiläum beisteuerte. Für den Gaumen gab es ein köstliches rustikales Angebot von Küchenchef Wilhelm Johanning aus Eschershausen, die Firma Helmbrecht sorgte dafür, dass Abend auch zu einem akustischen Genuss wurde.
Das über vierstündige Programm, das wie im Fluge verging, zeigte wirklich große Kunst. Der Sprachjongleur, Feuerschlucker, Zauberer und Spaßmacher Matthias Wesslowski aus Hannover verblüffte nicht nur durch seine Wortakrobatik. Er spie und schluckte Feuer wie ein Profi im Zirkus, verwandelte ganz beiläufig eine Glasflasche in eine Getränkedose und holte aus den Gelben Seiten das heraus, was tatsächlich drinsteckt: Ein unbeschriebenes Zellstofftuch, das sich später auch noch in Luft auflöst.
Miterfinder von Käptn’n Blaubär und Hein Blöd, Bernhard Lassahn, verriet, wer eigentlich die Pommes frites erfunden hat und wie es heranwachsenden Leuten auf dem Lande ergeht, wenn sie eine Freundin finden wollen. Sein schräger Gesang auf schrägem Instrument passte präzise zu den ironischen Texten.
Ein weiterer Glanzpunkt war der Auftritt der "Queen of Klezmer", Irith Gabriely aus Israel und ihrer Band Colalaila. Mitreißender und einfühlsamer kann Klezmermusik kaum dargeboten werden.
Die älteste "Boygroup mit Dame", die Gruppe Liederjan, seit über 30 Jahren im Geschäft, verblüffte mit lustigem A-Capella-Gesang sowie mit einem überdimensionalen Akkordeon, auf dem die Ballade gleich mit einem Puppenspiel auf der Mitte des Instrumentes in Szene gesetzt wird.
Den krönenden Abschluss lieferte Marcel Adam mit eigenen Chansons und Liedern von Hannes Wader und Adamo. Dazwischen erzählte er witzige Geschichten, mit denen er auch im Saarländischen Rundfunk regelmäßig zu hören ist. Seine freundliche Art, seine weiche, gut ausgebildete Stimme begeisterte. Der Lothringer Liedermacher und Freund der Deutschen sollte, wenn es nach dem Willen vieler Zuhörer geht, mit seinem eigenen Abendprogramm wiederkommen.
Die lange Nacht bescherte den Zuhören eine bunte Bildfolge aus Worten und Tönen, Witz und Wahnsinn, aus allen Bereichen der Kleinkunst - ein Feuerwerk hervorragender Unterhaltung. (bf)
Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 13. Juni 2006