USLAR. "Dass es so voll wird, damit haben wir nicht gerechnet. Aber das ehrt den Mann, um den es geht". Mit diesen Worten eröffnete Justus Pahlow den Sonrey-Abend am Samstag im Alten Rathaus und brachte damit das Wichtigste auf den Punkt: Die große Resonanz mit über 150 Besuchern (alle Sitzplätze waren besetzt, einige mussten sogar stehen) machte deutlich, dass die Veranstalter offensichtlich die Neugier von ganz vielen Menschen auf Heinrich Sonrey geweckt haben.
Der wohl bekannteste Sollinger, der von 1859 bis 1948 lebte und als Schriftsteller, Lehrer, Journlist und Sozialreformer arbeitete und bekannt wurde, hat nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Und dieser ungewöhnliche Mann, auch sehr oft als Mann des Volkes bezeichnet, genießt auch 60 Jahre nach seinem Tod noch große Popularität - hauptsächlich wegen seines Engagements für die kleinen Leute und den Solling. Die Gastgeber vom Literatur- und Kunstkreis, für den der Vorsitzende Justus Pahlow die Moderation des Abends übernahm, von der Stadt Uslar und von der Sonrey-Gesellschaft Jühnde, hatten ein buntes Programm vorbereitet. Zwei Stunden, in denen viel über die Schaffenskraft Sonreys deutlich wurde.
Dazwischen waren die Liedvorträge des MGV Nienhagen, den Sonrey 1880 gründete, eine willkommene Auflockerung, zumal sich der Chor unter Leitung von Stefan Parzich mit einer eindrucksvollen Leistung und einer guten Liedauswahl (vor allem bei den Sollingliedern) präsentierte. Der MGV setzte nach über zwei Stunden Sonrey auch den musikalischen Schlusspunkt. Zuvor aber sorgten die Sonrey-Enkel Marcus und Ernst Schwering Sonrey für den Höhepunkt mit einer kurzweiligen und professionellen Lesung aus Sonrey-Gedichten und -Geschichten.
Im Hauptprogramm ging es um das Lebenswerk Sonreys, das weit über das als Schriftsteller hinausgeht. Uslars Bürgermeisterin Martina Daske machte klar, wie vielseitig und populär Sonrey war, davon zeugen heute noch nach ihm benannte Straßen, Schulen und andere Einrichtungen.
Hubertus Menke berichtete als Vorsitzender über den Ursprung der Sonrey-Gesellschaft: Seit 1949 sorgen Freunde und Bewunderer dafür, dass Sonreys Werke erhalten bleiben. Das ist nicht so einfach, denn sein Hab und Gut war 1941 in Berlin bei einem Bombenangriff vernichtet worden.
Helmut Volpers, Vorsitzender des Sollingvereins, erzählte die Geschichte vom Sonreyanger in Eschershausen, den einige Sollinger zum 70. Geburtstag Sonreys im Ital angelegt und eine Gedenkstätte errichteten. Dieses Grundstück ist seit 1995 wieder im Besitz des Solingvereins.
Die Kunsthistorikerin Dr. Karin Hahn aus Wiensen kam in ihrem Vortrag zum Fazit, dass Sonrey nicht nur Sollingdichter, sondern ein Heimatdichter im positiven Sinne war. Hubertus Menke erinnerte an Sonreys Mitwirkung beim Wandervogel, aus dem die erste deutsche Jugendbewegung hervorging.
Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 01. April 2008