Autor mit Ahnen aus Uslar

Veröffentlicht: Montag, 05. März 2012 Geschrieben von Detlef Lang

Lesung mit Literatur-Promis Moritz von Uslar und Benjamin von Stuckrad-Barre

VON GUDRUN PORATH

Autor mit Ahnen aus Uslar
Von Uslar in Uslar: Der Journalist Moritz von Uslar (rechts) sowie Fernsehmoderator und Autor Benjamin von Stuckrad-Barre bei der Lesung im Alten Rathaus. Foto: Porath

USLAR. Der Autor Moritz von Uslar, den der Literatur- und Kunstkreis eingeladen hatte, war so neugierig auf die Stadt, die seinen ritterlichen Vorfahren einst den Namen gab, dass er dieses Erlebnis mit seinem Freund Benjamin von Stuckrad-Barre teilen wollte.

Die Uslarer waren neugierig auf beide. Die Lesung in der Rathaushalle war mit 90 Besuchern ausverkauft.

Von Uslar (41) ist zum ersten Mal in Uslar und ein bisschen aufgeregt. Zusammen mit Stuckrad-Barre (37) raucht er noch schnell eine Zigarette, fotografiert vor dem Hotel Menzhausen den Stein mit der Inschrift "1000 Jahre Uslar 2006". Kurz bevor die Lesung losgeht, entdecken beide am Brunnen gegenüber ein paar Jugendliche. "Die könnten wir doch schnell noch zur Lesung einladen", meint von Uslar. "Gibt´s da was zu gewinnen? Ne Spanienreise oder so?" lautet die Antwort. Die Lesung fängt ohne die Jugendlichen an.

Drei Monate in der Provinz

"Deutschboden. Eine teilnehmende Beobachtung" heißt das erfolgreiche Buch von Moritz von Uslar, erschienen ist es 2010. Drei Monate hat er in der brandenburgischen Kleinstadt Zehdenick gelebt und mit dem Aufnahmegerät mitgeschnitten, was ihm die Menschen in der Kneipe, beim Boxen und bei privaten Treffen erzählen. Seine Hauptfiguren sind fast ausnahmslos Hartz-IV-Empfänger, langzeitarbeitslos, mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Dabei bleiben sie cool, denn sie kommen gut über die Runden – wenn es sein muss, mit Schwarzarbeit und jedenfalls besser als die, die jeden Tag 15 Stunden arbeiten und bei denen es trotzdem nicht reicht.

Die Geschichte ist real, locker geschrieben, leicht zu hören und nicht geschönt. Aber sie wirkt recht bedrückend aufs Uslarer Publikum, denn bei den beschriebenen Figuren blitzt ab und an eine rechte Gesinnung auf.

Von Uslar trägt Turnschuhe, ausgewaschene Jeans, weißes Hemd und einen schwarzen Schlips unterm Leder-Blouson, bei Stuckrad-Barre blitzt ab und an eine pinke Uhr unter der weißen Manschette hervor. Lesungen wie diese machen sie oft gemeinsam, sie reden auf der Bühne im privaten Plauderton. "Lies mal einen Absatz weiter", schlägt der eine vor, "Geil" antwortet der andere.

Als das Publikum auf einen Gag nicht reagiert, weist es der schlagfertige Stuckrad-Barre darauf hin und wiederholt die Passage. Von den Großstadtjungs belehrt zu werden, gefällt nicht jedem. Aber am Ende gibt es trotzdem Applaus.

Zur Person:

Moritz von Uslar (41) wurde bekannt mit der Interviewserie "100 Fragen an..." für das Magazin der Süddeutschen Zeitung. Die Fragen stellte er Berühmtheiten wie Bill Clinton, George Clooney oder Angela Merkel. Außerdem veröffentlichte er Kurzgeschichten, einen Roman und Theaterstücke. "Deutschboden" ist sein bislang erfolgreichstes Buch. Aktuell arbeitet von Uslar für die Wochenzeitung "Die Zeit".

Benjamin von Stuckrad-Barre (37) ist ebenfalls Journalist und Romanautor ("Soloalbum"). Seit 2010 hat er auf ZDFneo die eigene Talkshow "Stuckrad Late Night". Zuletzt hat er zusammen mit dem Regisseur Helmut Dietl das Drehbuch zum Kinofilm "Zettl" verfasst. Beide leben in Berlin. (yp)

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 05. März 2012

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