Stierkampf im Kulturbahnhof

Veröffentlicht: Mittwoch, 18. September 2013 Geschrieben von Detlef Lang

Ein-Mann-Stück mit Bernd Lafrenz und "Der Widerspenstigen Zähmung"

Stierkampf im Kulturbahnhof
In Aktion: Bernd Lafrenz bei seinem Gastspiel im Uslarer Kulturbahnhof. Foto: Bäthe

USLAR. In einem fulminanten Shakespeare-Solo nach dem Stück "Der Widerspenstigen Zähmung" brachte Bernd Lafrenz ein gutes Dutzend verschiedener Figuren auf die Bühne des Kulturbahnhofs Uslar.

Dort präsentierte der Literatur- und Kunstkreis die außerordentliche Ein-Mann-Schau. Dabei zeigte der mehrfach ausgezeichnete Künstler erneut eine enorme Leistung, schlüpfte in Männer- und Frauenrollen, bediente sich einfallsreicher, oft minimalistischer Kostüme und trieb die Geschichte mit sicherem Gespür für gutes Timing voran.

Die Zuschauer erlebten die Erfahrung seiner fast 30-jährigen Bühnenpräsenz, ließen sich einbinden in das turbulente Geschehen des Spiels und von den einfachen, aber wandlungsfähige Kulissen und Requisiten sowie seinen Alleinunterhalter-Qualitäten bestens unterhalten.

Lafrenz hat in seiner Version der Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung", in der es um einen Vater in Padua geht, der eine kratzbürstige und eine sanfte Tochter hat und beide, Katharina und Bianca, zu verheiraten sucht, Shakespeares Rahmenhandlung umgestaltet. Im Original wird dem betrunkenen Kesselflicker Sly die Komödie vorgespielt, in der Lafrenz-Fassung erzählt dieser sie selber seiner Angebeteten, der Barfrau Jenny.

Lafrenz improvisiert, verkürzt den Inhalt des Shakespeare’schen Originals und verwandelt die sorgsam ausformulierte Erziehung der ungehorsamen Frau durch den Ehemann in einen Stier-kampf in der Arena.

Gauklerstück

In dieser absolut sehenswerten Szene bändigt Petruchio seine Katharina und zeigt, wie wunderbar Bernd Lafrenz den klassischen Shakespeare in ein turbulentes Gauklerstück mit romantischem Finale verwandelte. Das Publikum des voll besetzten Kulturbahnhofs dankte dem Künstler mit lang anhaltendem Applaus. (bk)

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 18. September 2013

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