Sehnsucht nach dem Maritimen

Veröffentlicht: Donnerstag, 06. März 2014 Geschrieben von Detlef Lang

Lesung mit Judith Schalansky und Musik vom Trio "Le Sorelle Blu" verzaubert Gäste

Sehnsucht nach dem Maritimen
Lesung und Live-Musik: Dafür sorgten beim Literatur- und Kunstkreis Uslar (von links): Maja von Kriegstein, Almut Schlichting, Judith Schalansky und Brigitte Haas. Foto: privat/nh

USLAR. Von einer außergewöhnlichen Premiere im ausverkauften Saal des Hotels Menzhausen in Uslar berichtet der Literatur- und Kunstkreis Uslar nach dem Auftritt der mehrfach preisgekrönten Autorin Judith Schalansky und dem Berliner Trio "Le Sorelle Blu" mit einer gelungenen Mischung aus Lesung und Musik.

Judith Schalansky begann ihre Lesung mit ihrem autobiografischen Roman "Blau steht dir nicht", in dem sie Kindheitserinnerungen über ihre Ferienaufenthalte bei den Großeltern auf Usedom festgehalten hat. Schon damals waren ihre Sehnsucht nach allem Maritimen und ihr Fernweh so groß, dass sie "Matrösin" werden wollte.

Diese Sehnsucht hat sie nun in dem Buch "Atlas der abgelegenen Inseln" ausgelebt, in dem sie nach einem umfangreichen "Casting" und akribischer und – wie sie betont – "fußnotenfester" Recherche 50 Inseln zusammengetragen hat, die – anders als das durch zwei Brücken mit dem Festland verbundene Usedom – "richtige Inseln" sind: Solche, die so weit vom Festland entfernt sind, dass man sie nur schwer erreichen kann.

In ihrem "als schönstes Buch des Jahres" ausgezeichneten Atlas finden sich neben den von der Autorin kunstvoll gestalteten Kartenbildern von Inseln mit so lustigen Namen wie Pingelap und Pukapuka absurd-abgründige Geschichten von außergewöhnlichen Schicksalen, Unglücken, Enttäuschungen, Entdeckungen und Schatzsuchen.

Virtuose Begleitung

Mit ihrer dunklen, oft geheimnisvoll anmutenden Stimme und ihrem zuweilen ironischen Humor zog sie die Zuhörer so in ihren Bann, dass es mucksmäuschenstill war. Virtuos begleitet und ergänzt wurde Schalansky vom Berliner Trio "Le Sorelle Blu" mit Seemannsliedern. Das Programm umfasste eine sehr kreative Auswahl von Werken mit unterschiedlichsten maritimen Bezügen: Von Klassikern und Shanties wie "What shall we do with the drunken sailor", Schlagern wie "Sailing" von Rod Stewart bis zu Schnulzen wie "Junge, komm bald wieder".

Bis zur Ergriffenheit

Diese Lieder wurden von den drei passend in Friesennerz gekleideten Musikerinnen so filigran, komisch und zum Teil auch spektakulär interpretiert und neu arrangiert, dass das Publikum ein ums andere Mal ins Staunen und Schmunzeln geriet oder schlicht ergriffen war.

Geboten wurden furiose Improvisationen des Bariton-Saxofons (Almut Schlichting) mit Klangfarben von dunkler Wärme bis hin zum Schrillen und Schnaufen, strahlende Soli der Trompeterin (Maja von Kriegstein), die auch mit Ukulele, Muschelhorn, Wasserschlauch und Trillerpfeife gelungene Effekte setzte oder Möwengeräusche täuschend echt nachahmte, sowie technisch atemberaubende, einfühlsam verbindende und interpretierende Percussions (Brigitte Haas). Die Musikerinnen beeindruckten zudem mit mehrstimmigem Gesang. (nh)

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 06. März 2014

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