Meister der Saiten und Worte

Veröffentlicht: Dienstag, 16. Februar 2016 Geschrieben von Detlef Lang

Ulli Bögershausen begeistert als Gitarrist und Geschichtenerzähler beim ersten Heimspiel

Meister der Saiten und Worte
Erstes Heimspiel: Ulli Bögershausen beim Konzert im Uslarer Museumsstübchen, dem ersten Auftritt in seiner neuen Heimatstadt. Es war ausverkauft. Foto: Porath

USLAR. Draußen tröpfelte langsam der Regen, drinnen gaben sich 66 Zuhörer dem Gitarrenspiel von Ulli Bögershausen hin. Der Gitarrist und Uslarer Neubürger erzählte dazu im Nebengebäude des Museums aus seinem Leben und holte so die weite Welt in den kleinen Raum.

Für das Nebengebäude des Museums dürfte das Konzert einen Meilenstein bedeuten. Es war gänzlich ausverkauft, und weil keine Stühle mehr vorhanden waren, verfolgten die zuletzt gekommenen Gäste das Spiel und die Worte von Ulli Bögershausen (61) im Stehen. Zwei Gitarren und einen kleinen Verstärker hatte er mitgebracht, eine sechsseitige Konzertgitarre und eine mit zwölf Metallsaiten, dazu einen kleinen Verstärker, für den "angenehmen Klang", wie er es ausdrückte.

Gitarren-Star von Nebenan

Die Fans wurden nicht enttäuscht. Wenn Bögershausen in die Saiten greift, ist es perfekt. Jeder Ton, jede Betonung sitzt, scheint federleicht durch die Luft zu fliegen und man könnte meinen, da spielt nicht einer eine Gitarre, sondern es erklingt ein ganzes, zart aufspielendes Orchester.

Zwar hat Bögershausen erfolgreich ein eigenes Label gegründet, Konzerte auf der ganzen Welt gegeben, ist in Taiwan ein Star und hat mit berühmten Musikern in New York CDs produziert. Unnahbar oder arrogant gemacht hat ihn das nicht. Im Gegenteil, wenn er erzählt, wie es war, mit Al Foster, dem Schlagzeuger der Jazz-Legende Miles Davis, in New York in dessen Wohnung zu proben, tut er das wie ein Nachbar oder gar Freund.

Dabei wird immer wieder deutlich, dass solch ein Spiel nur aus harter Arbeit hervorgehen kann. Bögershausen schildert, wie der Beatles-Song "Love me do" ihn 1963 faszinierte und dazu brachte, Gitarre zu spielen. Wie er sich noch ganz ohne Youtube die Songs anderer Künstler aneignete, indem er deren Schallplatten kaufte und den Tonabnehmer des Plattenspielers immer wieder anhob, um das Gehörte selbst mit der Gitarre umzusetzen, bis sich der eigene Klang endlich wie der auf der LP anhörte.

Weltweit erfolgreich

Bögershausen erzählt von einzelnen Stationen seiner Karriere, von seiner Zeit in Berlin und als Folk-Gitarrist, bis Folk Ende der 80er-Jahre vollkommen out war, über das eigene, 1989 gegründete und 1996 verkaufte Plattenlabel Laika Records oder den Erfolg in Taiwan, wo er mehr CDs verkaufte als in Deutschland. Als er vor einigen Jahren Schulterprobleme hatte und nicht oder nur wenig Gitarre spielen durfte und zur Kur musste, entstand seine Biografie, aus der das Publikum an diesem Nachmittag ebenfalls ein paar Passagen hört.

(VON GUDRUN PORATH)

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 16. Februar 2016

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