Von Tagesschau zu Ironman
Nachrichtensprecher Thorsten Schröder beweist Ausdauer
Uslar – Am Samstagabend war er wieder in der Tagesschau zu sehen, tags zuvor war er noch beim Literatur- und Kunstkreis im Forum des Uslarer Gymnasiums zu Gast: Ein gut aufgelegter Thorsten Schröder begeisterte dort 200 Zuhörer mit einer Mischung aus Lesung und Erzählung. Mit der Ausdauer eines Triathleten signierte er nach mehr als drei Stunden Programm sogar noch sein Buch „Mit jeder Faser“.
Als Sportler, so Thorsten Schröder, sei man per du. Also darf das Publikum ihn duzen und er das Publikum. In T-Shirt, Jeans, mit Brille und seiner unverwechselbaren, angenehmen Stimme, die genau so klingt, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Als Kind, so gibt der gebürtige Schleswig-Holsteiner einen Einblick in sein Privatleben, sei er ein „Wippsteert“ gewesen. Der plattdeutsche Ausdruck lässt sich auch mit Zappelphilipp übersetzen. Ein bisschen kann man das noch erahnen, denn bei Schröder sprechen die Hände immer mit.
Als Kind hat er sich beim Fußball ausgetobt, mit großen Träumen, wie er freimütig verrät. Dass er nicht Profi wurde, lag daran, dass er erstens nicht schnell genug laufen konnte und zweitens wegen gleitender Wirbel im Rücken nicht mehr Fußball spielen durfte.
Viele Zuschauer sind gekommen, weil sie schon einmal einen Triathlon gemacht haben oder es noch vorhaben. Das fragt Schröder gleich zu Beginn und erzählt, wie er über Umwege und durch Zufall zum Triathlon gekommen ist. Der Bewegungsmensch mit einem Triathlon-Kampfgewicht von 73 bis 74 Kilogramm bei einer Größe von 1,86 Meter erzählt von ausgedehnten Radtouren durch viele Länder während seiner Studentenzeit und von Radrennen wie den Cyclassics in Hamburg über eine Strecke von 100 Kilometern, die er für sich entdeckte. Durch Zufall kam er 1998 über einen Freund zu seinem ersten Kurztriathlon auf Föhr.
Bis zur ersten Qualifikation für den Ironman auf Hawaii dauerte es dann nach zwei Jahren konzentrierten Trainings bis 2017. Besonders motiviert hatte Schröder ein Foto eines Bekannten. Der hatte immer wieder das Kaffeeboot vor der Küste Konas gepostet, zu dem die Triathleten schwimmen, um sich im Training vor dem Wettkampf mit einem Kaffee zu stärken.
Bis auch Schröder dazu gehörte, gab es einige Hürden zu überwinden. Panikattacken beim Schwimmen zum Beispiel, nachdem einmal sein Neoprenanzug gerissen war. Dann die Zusammenarbeit mit einem professionellen Trainer, der ihm das richtige Schwimmen beibrachte, und der Gang zum Bike-Fitter, um beim Radfahren die letzten Sekunden herauszuholen.
Ohne die Unterstützung seiner Freundin Wiebke hätte er das nicht geschafft, sagt Schröder. Die Frage, ob sie das zeitaufwendige Training und die damit verbundenen Abstriche im Privatleben mitmachen würde, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und den Abend. Vor jedem erneuten Plan, sich zu qualifizieren, so Schröder, habe er sie gefragt, und jedes Mal sagte sie „Ja“. So konnte er sich nach 2017 auch 2022 für den Ironman qualifizieren und das Rennen in der Altersklasse 55 bis 60 Jahre bestreiten. Einen weiteren Versuch kann er sich vorstellen.
Die Zeit, die bei den Qualifikationsrennen für den Ironman so wichtig ist, hat Schröder an diesem Abend zur Freude des Publikums nicht im Blick. Auch um 22 Uhr beantwortet er noch Fragen. Zum Beispiel die, wie man sich am besten für 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,3 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen motiviert. In kleinen Schritten denken, von Boje zu Boje, von Wendepunkt zu Wendepunkt, lautet seine Antwort.
Vielleicht kann er sie in Uslar noch öfter geben. Dann allerdings beim Training. Den Solling und die Stadt kenne er noch nicht, gibt Thorsten Schröder zu. Aber die schöne Landschaft und das bergige Gelände sollten eigentlich ein gutes Trainingsgebiet sein. zyp
Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 10. September 2024
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