Goldfinger im Gasthaussaal

Veröffentlicht: Dienstag, 30. April 2019 Geschrieben von Detlef Lang

Kabarett mit Leipziger Pfeffermühle sorgt für volles Haus

Klassisches Kabarett bietet das Ensemble der Leipziger Pfeffermühle und ist sozusagen Stammgast beim Literatur- und Kunstkreis und im Gasthaus Johanning. FOTO: GUDRUN PORATH
Klassisches Kabarett bietet das Ensemble der Leipziger Pfeffermühle und ist sozusagen Stammgast beim Literatur- und Kunstkreis und im Gasthaus Johanning. FOTO: GUDRUN PORATH

Eschershausen – Kabarett wie im Fernsehen, das gibt es auch in Uslar. Einmal mehr begeisterte die Leipziger Pfeffermühle das Publikum im bis voll besetzten Saal im Gasthaus Johanning.

Reinhold Döhler vom Vorstand der Gastgeber vom Literatur- und Kunstkreis Uslar strahlte angesichts des vollen Saals, als er das Publikum begrüßte. Das blickte mit Vorfreude zur Bühne, denn die Leipziger Kabarettisten waren bereits mehrfach in Uslar zu Gast. Diesmal also mit ihrem Programm „Agenda 007“ – eine Hommage an James Bond und zugleich eine Warnung vor dem totalen Überwachungsstaat, oder, wie es in der Ankündigung hieß, dem wahr gewordenen feuchten Traum der Stasi.

Erst einmal zeigte das Ensemble seine absolute musikalische Qualität. Franziska Schneider singt die James- Bond Titelmelodie „Goldfinger“, im Original von Shirley Bassey, als hätte sie nie etwas anderes getan. Dann ist es allerdings auch schon vorbei mit dem Glamour.

Die drei Kollegen vom Verfassungsschutz, neben Schneider die Kabarettisten Michael Rousavy und Matthias Avemarg, tragen Kittel statt coole Trenchcoats und präsentieren die neueste Überwachungstechnik, eine Drohne mit Holztaube als Tarnung. Die sieht alles, schwärmen die „Verfassungsschützer“ auf der Bühne. Die Gags sind subtil und sitzen.

Ein Mann mit Vollbart? Da weiß man ja nie, ob es ein Islamist oder „nur“ Soja-Hipster ist. Und Vorsicht vor Vogelkacke auf dem Autodach – das könnte auch ein getarnter Peilsender sein. Denn, so singen sie, „wir sind die Supercops, wir können Kamasutra und Kung Fu“!

Die Pfeffermühle nimmt alle Möglichkeiten der Überwachung aufs Korn. Wer sich dabei nur an Videotechnologie orientiert, hat die Hälfte verpasst. Da, der Überwachte steckt etwas in den Mund, ist aus der Überwachungskamera im Bus zu sehen.

Kann man seine Smartwatch anzapfen, die Blutwerte und Atmung anzeigt? Klar! Dass der Überwachte dann gar kein möglicher Attentäter und Extremist ist, sondern nur das eigene Kind, eine überraschende Wendung.

Was die Kabarettisten auf der Bühne zeigen, ist eine überzogene Version der heute schon möglichen Realität, rasiermesserscharf analysiert und mit dem Blick fürs Detail dargeboten. Vieles ist zwar bei näherer Betrachtung nicht wirklich lustig, aber durchaus zum Lachen.

Das versteht das Publikum und lacht ausgiebig. Für ihre erstklassige Show belohnt es die Künstler verdientermaßen mit viel Applaus. zyp

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 30. April 2019

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