Mit Smetana ins neue Jahr

Veröffentlicht: Montag, 06. Januar 2020 Geschrieben von Detlef Lang

Neujahrskonzert mit dem Göttinger Symphonie-Orchester

Erfolgreicher Auftakt ins Kulturjahr: Das Konzert des Göttinger Symphonie-Orchesters unter Chefdirigent Nicholas Milton mit dem Solisten Valentino Worlitzsch eröffnet traditionell das Veranstaltungsjahr des Literatur- und Kunstkreises und war auch in diesem Jahr ausverkauft. FOTO: GUDRUN PORATH
Erfolgreicher Auftakt ins Kulturjahr: Das Konzert des Göttinger Symphonie-Orchesters unter Chefdirigent Nicholas Milton mit dem Solisten Valentino Worlitzsch eröffnet traditionell das Veranstaltungsjahr des Literatur- und Kunstkreises und war auch in diesem Jahr ausverkauft. FOTO: GUDRUN PORATH

VON GUDRUN PORATH

Uslar – Ausverkauft, hieß es auch in diesem Jahr bereits seit Weihnachten. Das Neujahrskonzert mit dem Göttinger Symphonie-Orchester im Forum des Gymnasiums Uslar hat sich zu dem gesellschaftlichen Höhepunkt im Veranstaltungsjahr des Uslarer Literatur- und Kunstkreis entwickelt. Für die Musiker unter Chefdirigent Dr. Nicholas Milton und Solist Valentino Worlitzsch gab es Applaus im Stehen.

Die Musiker proben noch in Straßenkleidung auf der Bühne, als sich rund eine halbe Stunde vor Beginn des Konzerts bereits die Reihen füllen. Für viele Gäste ist das Konzert ein fester Termin zum Jahresauftakt, bei dem man Freunde und Bekannte trifft.

Das Programm startet schwungvoll, wenn auch in dem stets etwas melancholisch wirkenden Tongeschlecht Moll. Milton leitet das Orchester kraftvoll und dynamisch durch Antonin Dvorák Slawische Tänze, ausgewählte Stücke aus Bedrich Smetanas Oper „Die verkaufte Braut“ und eine Auswahl an Kompositionen von Josef und Johann Strauss (Sohn), die wohl bei keinem Neujahrskonzert fehlen dürfen. Auch Ungewohntes ist dabei, wie die Pizzicatto-Polka von Johann Strauss (Sohn), bei der die Streicher die Seiten ihrer Geigen und Celli lediglich zupfen, statt sie mit dem Bogen zu bearbeiten.

Wenn Nicholas Milton dirigiert, fliegen die Rockschöße seines Fracks und wer direkt vor dem Dirigentenpult auf der Bühne sitzt, mag froh sein über dessen Geländer. Zwischen den Stücken schäkert der Dirigent mit seinen Gästen. An anderen Orten seien die Leute nicht so schön wie hier, was bestimmt mit dem guten Uslarer Bier zusammenhänge, nimmt Milton den Faden des letztjährigen Neujahrskonzerts auf.

Justus Pahlow, der den Abend für den Literatur- und Kunstkreis mit einem Kästner- Gedicht eröffnete, lernt wie das Publikum, dass „Emil und die Detektive“ seit der Schulzeit zu den Lieblingsbüchern des gebürtigen Australiers gehört.

Miltons Sinn für Showeinlagen zeigt sich, als er zum Trommelwirbel eines seiner Solo-Instrumente auf der Bühne enthüllt und als Amboss- Spieler das Orchester unterstützt.

Einen musikalischen Höhepunkt erlebt das Publikum mit dem Solisten Valentino Worlitzsch. Der 30 Jahre junge Cellist aus Hannover, mehrfach preisgekrönt und unter anderem für das Gewandhausorchester Leipzig tätig, muss schon für sein erstes Solo, das Pezzo Capriccioso op. 62 von Pjotr Tschaikowski, eine Zugabe geben.

Mit „Der Schwan“ aus dem Karneval der Tiere von Camille Saint-Saens verzückt er das Publikum wie das Orchester dermaßen, dass es einen Moment mucksmäuschenstill im Raum ist, bis der Applaus aufbrandet. Auch Worlitzsch zweiter Auftritt nach der Pause, Dvoráks Adagio „Waldesruhe“ für Violoncello und Orchester, wird begeistert gefeiert.

Am Ende kommen die Göttinger nicht ohne Zugabe von der Bühne und das Publikum nicht ohne brennende Hände aus dem Forum. Beim Radetzky- Marsch, dem traditionell endgültig letzten Stück, vereint rhythmisches Klatschen Orchester und Zuhörer zu einem großen Klangkörper.

In diesem Jahr war das Konzert in Uslar das erste auf der Neujahrskonzert-Tournee des Symphonie-Orchesters. Dass es im nächsten Jahr wieder so ein Konzert geben soll, ermöglicht durch zahlreiche Sponsoren von Stadtwerken über Landschaftsverband bis zu Kreissparkasse und Volksbank, steht außer Frage. Ein Termin wurde aber noch nicht bekannt gegeben. zyp

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 06. Januar 2020

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