Musik sorgt für Bilder im Kopf
Göttinger Symphonieorchester gastiert im Schulforum
VON GUDRUN PORATH
Uslar – Für ein aufgrund der Coronavirus-Pandemie abgesetzte Neujahrskonzert war es jetzt zu spät. Also kam das Göttinger Symphonieorchester auf Einladung des Vereins Literatur- und Kunstkreis Uslar mit seinem Programm „Nacht der Filmmusik“ ins Forum des Gymnasiums. Das Publikum war begeistert.
Vor dem Eingang hatte sich bereits eine halbe Stunde vor Konzertbeginn eine Menschenschlange gebildet. Ohne Kontrolle der Impfausweise durfte die Schule nicht betreten werden. Für die meisten Gäste war das kein Problem. Sie freuten sich einfach nur aufs Konzert und wurden reichlich belohnt.
Nicholaus Milton, der aus-tralische Chef des Orchesters, und seine 50 Musiker waren deutlich sichtbar bester Laune. „Sie haben kein Programm auf Ihren Plätzen, weil ich es moderiere“, begrüßte Milton die Zuhörer. „Wenn Mozart heute leben würde, würde er Filmmusik schreiben“, ordnete er die Bedeutung des Komponisten John Williams ein, dessen Werke sich das Orchester ausgesucht hatte. Milton versprach, dass man die Filme gar nicht kennen müsse, weil allein die Musik schon Bilder im Kopf entstehen lasse. Das ist bei weltberühmten Kinohits wie Star Wars, Superman, E.T., Der weiße Hai oder Indiana Jones und Schindlers Liste kein mutiges Versprechen – aber die passende Ansage zu diesem Konzert.
Als das Orchester loslegte, flogen die Star-Wars-Raumschiffe förmlich durch den Raum. Direkt unheimlich wurde es, als der weiße Hai zwar nicht zu sehen, aber das Rauschen unter Wasser und die Flossenschläge des Hais, vom Orchester intoniert, bedrohlich zu hören und zu spüren waren. Bei E.T. war es die Schlüsselszene, als der kleine Außerirdische mit dem Fahrrad flieht und ganz leicht und einfach vom Boden abhebt und in den Himmel davonradelt, die von den Musikern mit ihren Instrumenten wie in den Raum gemalt wurde.
Manchmal lieferte die Musik sogar eindrücklichere Bilder, als es ein Film vermag. So erreichte das Konzert seinen Höhepunkt nicht mit hymnischen und lauten Tönen, sondern mit einem ganz ruhigen, melancholischen Solo für Violine aus dem Film „Schindlers Liste“. Gespielt von der Solistin und zweiten Konzertmeisterin Seayoung Kim. Sie erzeugte eine Stimmung, die das Publikum noch mucksmäuschenstill innehalten ließ, als die Musik schon verklungen war.
Zum Finale gab das Orchester mit der Schlussmusik aus Star Wars noch einmal alles und kam doch nicht ohne Zugabe davon. Die Zuhörer applaudierte lang anhaltend im Stehen. Der Einsatz wurde belohnt mit einer Zugabe aus dem Film „Peter Pan“. Da fühlte sich Dirigent Milton schon so zuhause auf der Uslarer Bühne, dass er in seiner Moderation von der deutschen Sprache in die englische wechselte und wieder zurück. Sein Versprechen zum Schluss: „Wir kommen wieder“, zum Neujahrskonzert im Januar 2023 und vielleicht auch mit einer Nacht der Filmmusik. Denn auch die ist für das nächste Jahr mit anderen Stücken vorgesehen.
Als Vorsitzender des Literatur- und Kunstkreises badankte sich Ralf Jasper beim Orchester, dem Dirigenten und dem Publikum sowie bei den Sponsoren, ohne die es laut Jasper nicht geht.
Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 26. April 2022