Glück, Freude und Schönheit
Neujahrskonzert mit Göttinger Symphonie-Orchester in Uslar
VON GUDRUN PORATH
Uslar – Das Neujahrskonzert des Göttinger Symphonie-Orchesters ist der Höhepunkt im Jahresprogramm des Literatur- und Kunstkreises Uslar. So formulierte es dessen Vorsitzender Ralf Jasper in seiner Begrüßung. Damit sprach er den 365 Zuhörern im ausverkauften Forum des Gymnasiums aus der Seele. Es feierte das Orchester und die Sopranistin Eva Hartová begeistert und mit Applaus im Stehen.
„Die Wiener hatten viele Karten über, hier waren sie schnell ausverkauft“, begrüßte Dirigent Nicholas Milton das Publikum und kann sich einen Seitenhieb auf die berühmten Wiener Philharmoniker nicht verkneifen. Tatsächlich waren die Karten für das Konzert in Uslar noch nie so schnell weg.
Konzert in wenigen Tagen ausverkauft
Nachdem es im Dezember in der Zeitung angekündigt worden war, waren die Vorverkaufsstellen in der Tourist-Information und der Buchhandlung Bücherwurm innerhalb weniger Tage ausverkauft – obwohl das Orchester das Neujahrskonzert auch noch in Holzminden, Northeim, Einbeck und Osterode spielt, um nur die Orte in der näheren Umgebung zu nennen.
Es wirkt fast wie ein inoffizieller Neujahrsempfang, denn die meisten Zuschauer sitzen schon eine halbe Stunde vorher auf ihren Plätzen, begrüßen sich oder versorgen sich noch schnell mit Getränken, bevor es pünktlich und schwungvoll mit der Tritsch-Tratsch-Polka losgeht.
Das Orchester, viele Damen in Abendkleidern, die Herren in Frack und Lackschuhen, jubiliert und tiriliert mit Walzern und Polkas der Familie Strauss und hat extra für Uslar das Programm geändert. Der Grund: Hier gab es im vergangenen Jahr ein australisches Bier in der Garderobe, das es in Deutschland sonst nicht gibt, verrät Dirigent Nicholas Milton, selbst Australier, mit einem Seitenblick auf Ralf Jasper, der es besorgt hat.
Und weil es auch Honig aus der Region als Geschenk gab, gibt es jetzt „Die Biene“ von Eduard Strauss. Milton ist Entertainer, schmeichelt dem Publikum, macht Witze und dirigiert so intensiv, dass das Dirigentenpult samt Geländer von der Bühne zu stürzen droht.
Ein Geschenk für Augen und Ohren ist die Solistin des Abends, Eva Hartová. Mit ihrem weichen, klaren Sopran, der sich scheinbar federleicht in höchste Höhen schraubt, verkörpert die junge Sängerin aus Prag das tragische Schicksal der Gilda aus Verdis Oper Rigoletto, brilliert mit der Arie der Musetta aus Pucchinis Oper „La Bohème“ und zeigt in neuem Kostüm auch ihr schauspielerisches Können mit der Arie der Juliette aus „Roméo et Juliette“ (Charles Gounod) sowie der Arie der Adele „Mein Herr Marquis“ aus der Operette „Die Fledermaus“ von Strauss (Sohn).
Der Applaus will kaum enden, und die Sympathie wächst, als sich Hartová, die eigentlich kein Deutsch spricht, auf Deutsch für das überreichte Bier bedankt. Das sei besser als Blumen, sagt sie: „Mein Abend wird schön.“
Der Applaus will kaum enden
Die Ouvertüre zu den „Lustigen Weibern von Windsor“ gibt dem Orchester noch einmal Gelegenheit, sein ganzes Können zu zeigen, mit wechselnden Tempi und Stimmungen von Dramatik bis zu vollkommener Leichtigkeit, bevor das Konzert mit dem Donauwellenwalzer und dem Radetzky-Marsch als Zugabe viel zu schnell zu Ende geht.
Das Orchester ist gekommen, hatte Dirigent Milton eingangs gesagt, um Glück, Freude und Schönheit zu bringen. Das ist ihm auch im zehnten Jahr der Neujahrskonzerte mit dem Göttinger Symphonie-Orchester in Uslar gelungen.
Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 06. Januar2024
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