Volles Haus mit Folkmusik
Konzert der Gruppe Northern Light im Gemeindehaus
Uslar – So sieht eine gelungene Überraschung aus: Ein trotz mäßigem Vorverkauf mit 120 Gästen voll besetzter Saal und eine Band, deren Spielfreude vom ersten Stück an das Publikum mitreißt. Für den Literatur- und Kunstkreis Uslar und seine Gäste war das Konzert mit Northern Light im evangelischen Gemeindehaus ein voller Erfolg.
Weil der Saal schon voll war, Kristina Bäthe vom Literatur- und Kunstkreis ihre Begrüßung beendet hatte und die Band spielbereit auf der Bühne stand, ging es sogar schon kurz vor dem eigentlich geplanten Beginn mit irischer und skandinavischer Folkmusik los. „Wir freuen uns riesig, heute hier für euch zu spielen und ins Weserbergland zu kommen“, begrüßte Tobias Kurig im Namen der Band das Publikum.
Der Westfale gab zu, sonst um keinen dummen Spruch zum Auftrittsort verlegen zu sein. Doch zu Uslar sei ihm nichts eingefallen, was einen solchen Spruch rechtfertigen würde. Vielmehr zog Kurig eine Parallele zwischen der Musik von Northern Light und der hier früher vorherrschenden Kleinmöbelindustrie. Dann würde man eben besonders viele schwedische Lieder spielen, frotzelte der Bouzouki-Spieler.
Gesagt, getan. Das Publikum, dessen Begeisterung sich von Anfang an in stürmischem Applaus äußerte, wippte und klatschte mehr und mehr im Sitzen mit. Sei es zur Polska aus dem schwedischen Småland oder zu den irischen Reels, bei denen das Mitklatschen und Mitjubeln ausdrücklich erlaubt ist, wie die Musiker sagten.
Zum Konzept von Northern Light gehört es, nicht nur selbst komponierte und traditionelle Musik zu spielen, sondern zu erklären, wie die einzelnen Stücke entstanden sind oder worum es darin geht. Franzi Gabriel, studierte Akkordeonistin und Sängerin, und ihr Mann Steffen, Holzinstrumentenbauer, der in der Band Querflöte und Dudelsack spielt, berichteten zum Beispiel von einem total verregneten Bandurlaub in Irland vor vier Jahren, als sich die Wiese um das gemietete Ferienhaus in einen See verwandelte. Die Aussage der einheimischen Gäste im Pub, dass dies in Irland im Winter immer so sei, veranlasste die Band zur Komposition „Winter Lakes“.
Die Zuhörer erfuhren, welche Geschichte sich hinter dem von Northern Light vertonten Gedicht „The stolen Child“ des irischen Dichters William Butler Yeats verbirgt, und dass der Tod des Antarktisforschers Robert Scott in Ewan Carruthers’ Lied „Was it you“ vertont wurde.
Band-Mitglied Meikel Poelchau, der in Dallas (Texas/USA), aufgewachsen ist, klärte ein Missverständnis auf. In dem irischen Reel „Not safe with a rasor“ ginge es gar nicht darum, dass Rasierklingen gefährlich sind, sondern darum, dass Rasierklingen in Frauenhänden gefährlich werden könnten.
Zur Sprache kam auch, warum es für Bands wie Northern Light, die nicht zum popkulturellen Mainstream gehören, aber dennoch professionell und erfolgreich durch Deutschland touren und Musik machen, so wichtig ist, Konzerte zu spielen und CDs zu verkaufen. Downloads etwa bei Spotify würden so schlecht bezahlt, dass sich die Band von den Ausschüttungen am Ende des Jahres gerade mal eine Kugel Eis teilen könne, sagte Franzi Gabriel.
Vereine wie der Literatur- und Kunstkreis und die ihn unterstützenden Institutionen tragen dazu bei, dass die Vielfalt der Kunst erhalten bleibt. Die große Resonanz auf das abwechslungsreiche Jahresprogramm zeigt, dass die Organisatoren des Vereins damit auf dem richtigen Weg sind – zur Freude des Publikums, das nicht nur aus dem Uslarer Land kommt, und der Künstler. zyp
Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 22. Februar 2024
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