Ein Sieg der leisen Worte
Stella-Maria Antoniades gewinnt den ersten Dichterwettstreit im Solling (Poetry Slam)
USLAR. Mit 100 zahlenden Zuschauern, neun Teilnehmern auf der Bühne und einem unterhaltsamen Rahmenprogramm feierte der Literaturund Kunstkreis Uslar eine gelungene Premiere des Solling Poetry Slam in der Palettenhalle der Brauerei. Den Wettbewerb gewann Stella-Maria Antoniades aus Uslar.
Viele der Gäste hatte der Vorsitzende des Literatur- undKunstkreises, Justus Pahlow, noch nie auf einer Veranstaltung seines Vereins gesehen. Damit sei das Ziel, ein erweitertes Publikum anzusprechen, erreicht. Auch mit der Zahl der zahlenden Zuschauer zeigte sich der Vorsitzende zufrieden, schließlich lief der Vorverkauf äußerst schleppend an. Ganz und gar nicht schleppend verlief das Programm des Dichterwettbewerbs, bei dem die Verfasser selbst in höchstens sieben Minuten ihre Kurzgeschichten und Gedichte auf der Bühne präsentieren und spielen.
Hilfe aus Göttingen
Für die Organisation und Moderation hatte sich Kristina Bäthe vom Veranstalter professionelle Hilfe aus Göttingen geholt. In der Uni-Stadt organisiert Christopher Krauß seit 2006 Poetry Slams, zuletzt die Landesmeisterschaften Anfang Oktober. Krauß brachte mit Thorben Schulte (Göttingen, Thomas Jurisch (Dresden), Peter Bähr (Bamberg), Richard Schuster (Leipzig), Tobi Glufke (Halle) und Tilmann Döring (Hildesheim) gleich sechs Teilnehmer mit, die die Kunst des Poetry Slam mehr oder weniger professionell betreiben. Für drei weitere – Till Jonas, Simon Sommer und Stella-Maria Antoniades aus Uslar – war der Abend dagegen eine Premiere.
Im Wettbewerb, die Teilnehmer traten in zwei Gruppen an, aus denen das Publikum per Applaus-Abstimmung zwei Finalisten bestimmte, flogen den Zuhörern die Worte nur so um die Ohren. Von der "Wellenkrone eines charmanten Lächelns" in der Geschichte der dauernden Wiedergeburt der Marie B., über tote Tränen und ein Herz im Keller über die Erkenntnis, "im Land der Dichter führen lachend Gesichter die Sprache zum Henker" und "dröhnende Drohnen" bis zum Geständnis, auch andere zu zitieren "nicht alles ist von mir" gab es pure Poesie in der kargen Palettenhalle, in der die Zuhörer auf bloßen Bierbänken hockten und sich schnell warm klatschten.
Sieg mit leisteren Tönen
Stella-Maria Antoniades musste als letzte Teilnehmerin der Vorrunde auf die Bühne und schlug im Gegensatz zu vielen ihrer Vorredner eher leisere Töne an. "Wenn sie sprechen, machen sie mich zu dem, was ihnen fehlt" lautete ihr zentraler Satz in einem Text, zu dem sie Eindrücke aus ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin inspiriert hatte. Im Finale, in dem die Teilnehmer noch einmal neue Texte vortrugen, trat sie gegen Richard Schuster an und gewann knapp. (zyp)
Hintergrund
Allgemeine Freude und das 200. Mitglied
Nach dem ersten Solling Poetry Slam gab es überall zufriedene Gesichter.
Vorsitzender Justus Pahlow freute sich nicht nur über die unerwartet große Resonanz bei der Premiere. Er hatte tags zuvor auch Uslars Bürgermeister Torsten Bauer als 199. Mitglied und am Abend der Veranstaltung René Sauer von der Bergbräu-Brauerei als 200. Mitglied im Literaturund Kunstkreis begrüßt.
Jürgen Bäthe und Hans- Jürgen Gloger hatten Grund zur Freude, nachdem sie das Publikum mit Gesang und Gitarren schwer beeindruckten, ebenso Stefan Graën von der Göttinger Comedy Company, der als Einheizer und Pausen- Unterhalter mit dem Publikum spielte.
Und das Publikum kann davon ausgehen, dass es nicht der letzte Poetry Slam in Uslar gewesen ist und sollte schon mal den Bleistift zücken. Schließlich werden neue Autoren mit neuen Text-Ideen auch für die nächste Ausgabe dringend gesucht. (zyp)
Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 27. Oktober 2014
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